Vielfalt kann manchmal ganz schön verwirrend sein. So ist auch beim Gin. Hier bekommst du eine Übersicht über die verschiedenen Gin-Typen und natürlich auch, in welche Kategorie dein "Mein Gin" einzustufen ist.
London Dry Gin
Der London Dry Gin zählt zu den wohl am meisten verbreitetsten Gin Sorten, und ist dabei auch diejenige Gin-Sorte, die in Europa am stärksten reguliert wurde. Sie ist weder Marke, noch Herkunftsbezeichnung, denn aus London muss der London Dry Gin nicht kommen. Vielmehr gilt "London Dry" als Qualitätsmerkmal und eine Art Reinheitsgebot für diese spezielle Sorte.
Massgeblich zur Führung des Qualitätsmerkmals "London Dry" ist vielmehr, neben der gemeinsamen Mehrfach-Destillation aus reinstem Ethylalkohol sowie Getreide oder Melasse und ausgewählten Botanicals, der komplette Verzicht von Farbstoffen und Zucker. Alle Zutaten dieses Gins müssen folglich gemeinsam mehrfach destilliert werden.
London Dry Gin wird kaum mehr in London hergestellt, sondern stammt größtenteils aus Destillerien aus Schottland, Frankreich, Spanien, und natürlich auch aus Deutschland.
London Dry Gin als die wohl urspünglichste, traditionsreichste und auch älteste Kategorie der bekanntesten Gins, wurde ab dem 18. Jahrhundert überwiegend von Schotten in Londoner Destillerien hergestellt. Teilweise werden noch heute diese Ur-Gins nach traditionellen Rezepten destilliert.
Bei der Herstellung von London Dry Gin ist neben der direkten Zugabe der ausgesuchten Botanicals die Mehrfach-Destillation von Ethyl-/Trinkalkohol die entscheidende Basis. Das unterscheidet die Kategorie von einem einfachem Dry- und Destilled Gin, die lediglich zweifach ohne Botanicals destilliert werden. Einem London Dry Gin darf nach der Mehrfach-Destillation kein weiterer Ethylalkohol mehr hinzugefügt werden, und auch Botanicals dürfen nicht mehr im Nachhinein beigefügt werden. Der Alkoholgehalt kann je nach Vorgabe des Herstellers zwischen 37,5 und 70 % Vol. schwanken.
Dry-, Distilled Gin | Handcrafted Gin
Dem London Dry Gin sehr ähnlich sind Dry- und Distilled Gins sowie den handcrafted Gins. Allerdings sind beim London Dry Gin die Regeln ( wie oben beschrieben ) weitaus strenger ausgelegt. Beim Dry Gin beispielsweise dürfen die einzusetzenden Botanicals zu jedem Zeitpunkt zugegeben werden, nicht nur wie beim London Dry ausschließlich vor der Destillation, und zudem alle auf einmal. Gleichfalls können bei dieser Gin Sorte verschiedene „naturidentische“ Farb- und Aromastoffe eingesetzt werden, was hingegen beim London Dry streng verboten ist. Beiden gemeinsam ist sowohl die mindestens doppelte Destillation sowie das Verbot von Zuckerzusatz.
Das Augenmerk wird hier auf die mehrfache Destillation gelegt: Genau das unterscheidet auch heute noch den Dry-/ Distilled Gin von einem einfachen handcrafted Gin. Ein handcrafted Gin entsteht, indem Ethylalkohol mit Wacholderbeeren und weiteren Aromen versetzt wird. Ein Dry Gin aber wird mindestens ein zweites Mal zusammen mit seinen Aromastoffen destilliert. Aus diesem Grund wird er auch Destillierter (Distilled) Gin genannt.
Und zwischen diesen Kategorien ist auch der "Mein-Gin" einzustufen, denn wir verwenden für unseren Gin einen doppelt gebrannten 40 Vol.%igen Alkohol als Basis und fügen dann je nach Rezeptur, zuvor separat destillierte Botanicals dem Alkohol hinzu.
Old Tom Gin
Der zunächst in Vergessenheit geratene Old Tom Gin gilt als eine der ursprünglichsten Formen des Gins und wird gerade von "Kennern" der Szene wiederentdeckt. Zu den Hochzeiten des Gins wurden der damals unter teilweise erbärmlichsten Bedingungen hergestellte und extrem bittere, quasi ungeniessbare Gin mit Zucker versetzt, um den Geschmack auf ein geniessbares Niveau zu heben. Durch die Süsse hielt der Old Tom damals als Bestandteil diverser Cocktails Einzug in Londons Barszene, und verband damit seine Entstehungsgeschichte untrennbar mit England und der dortigen Trinkkultur des 19. Jahrhunderts.
Sloe Gin
Bei einem Sloe Gin fällt einem zunächst seine rötliche Farbe auf, die allen Vertretern dieser Gin-Kategorie gemeinsam ist. Diese Farbe ist durch die Herstellungsart und verwendeten Botanicals begründet, denn hier werden die auch namensgebenden Schlehen (eng: Sloe) der Wacholderspirituose als Ansatz beigegeben.
Compound Gin
Die wohl unpopulärste Gin-Sorte ist wahrscheinlich der Compound Gin, auch wenn diese Art des Gins uns zu unserer "Mein-Gin" Idee inspirierte. Hier werden die ausgewählten Botanicals schlicht und ergreifend in neutralem Alkohol ( z.B.: Vodka ) angesetzt, miteinander vermischt und danach eine gewisse Zeit lang stehen gelassen. Siehe auch die auf dem Markt erhältlichen Gin-Kits, die gerne als Geschenk ihren Einsatz finden. Ein geschmackliches Problem zeigt sich trotz Filterung zudem: Der so entstandene Gin verändert ständig seinen Geschmack, da dieser aus selbst winzigen Rückständen der angesetzten Gewürze noch Aromen zu ziehen in der Lage ist.
Reserve Gin
Reserve Gin - Ein neuer Trend einiger Hersteller. Auch wenn ein Gin nicht gelagert werden muss, lassen Hersteller ihren Gin nach der Destillation trotzdem noch eine gewisse Zeit in Holzfässern ruhen, damit dieser die in den zum Beispiel ehemaligen Brandyfässern eingelagerten Aromen annimmt.
New Western Dry Gin
Der New Western Dry Gin läutet die Abkehr von dominanten Wachholderaroma ein. Bei dieser Kategorie werden dem nur leicht mit Wacholder versetzten Gin zahlreiche weitere Botanicals beigegeben, die den Geschmack anstelle des Wacholders prägen und somit den eigentlichen Gingeschmack in den Hintergrund treten lassen.
Plymouth Gin
Hier nun haben wir einen echte herkunftsbezogene Gin-Kategorie. Um sich Plymouth Dry Gin bezeichnen zu dürfen, muß der Gin aus eben dieser im Süd-Westen Englands beheimateten Region stammen. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts als produktionsvolumenbezogener Weltmarktführer aller Gins, existiert in dieser Kategorie aktuell nur noch eine Destillerie, die seit 1793 nach ursprünglichen Rezepturen ihren Plymouth Gin noch heute herstellt: Die in einem ehemaligen Domenikanerkloster beheimatete Black Friars Distillery.